Je komplexer und individueller Kundenanforderungen werden, desto besser müssen Produktionsprozesse aufeinander abgestimmt sein, um diese zu erfüllen.
Je komplexer und individueller Kundenanforderungen werden, desto besser müssen Produktionsprozesse aufeinander abgestimmt sein, um diese zu erfüllen. Das gelingt mit dem Aufbau einer Smart Factory, in der alle Elemente miteinander vernetzt sind und eigenständig Aufträge erledigen – auf Basis von Big Data. Koordiniert wird dieser Datenaustausch nicht mehr durch Menschenhand, sondern durch ein Just-in-Sequence-System.
Die Smart Factory ist die Arena, in der sich die Digitalisierung der Produktion, Industrie 4.0 oder (Industrial) Internet of Things konkretisieren: Hier agieren Cyber-physische Systeme autonom, erfassen etliche Sensoren unzählige Daten, werden Maschinen und Anlagen durch Digital Twins virtuell abgebildet und sorgt Predictive Maintenance dafür, dass es kaum noch zu Stillständen kommt. All das führt dazu, dass sich die Prozesse in Produktion und Logistik wandeln. Sie werden effektiver, effizienter und flexibler. Zumindest potenziell. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die offenen und durchlässigen Grenzen einer Smart Factory, wodurch neben der vertikalen Integration auch die horizontale Integration vorangetrieben wird. Die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen und Unternehmen wird erleichtert, weil Daten ungehindert fließen können.
Das hat für Automotive-Zulieferer sehr unmittelbare Auswirkungen. Denn sie sind Teil eines Wertschöpfungsnetzwerks bzw. Liefernetzwerks, dass maßgeblich durch die Hersteller vorgegeben wird. Besonders greifbar wird das durch das Just-in-Sequenz-Prinzip, das alle OEMs für eine Reihe von Produkten vorgeben. Zulieferer, die nicht zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge ans Band liefern, haben von vornherein keine Chance. Damit das überhaupt gelingen kann, waren auch in der Vergangenheit die Systeme von Hersteller und Zulieferern miteinander verbunden. Über eine EDI-Schnittstelle sendenten die OEMs ihre Bestellabrufe an die Lieferanten. Die mussten dann entsprechend ihre internen Prozesse steuern – wobei in einem bestimmten Maß ebenfalls IT zum Einsatz kam.
Mit den Möglichkeiten der Smart Factory wird es nun möglich, den gesamten Ablauf auf ein neues Level zu heben. Das kann schon bei den Herstellern damit beginnen, dass der Bedarf mithilfe von Predictive-Verfahren vorhergesagt wird, was die Zulieferer bei der Planung unterstützt. Natürlich sind die Lieferanten auch selbst in der Lage, auf Basis von gesammelten Daten Rückschlüsse zur Nachfrage zu ziehen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Die eingehenden Bestellabrufen können dann automisch die weiteren Schritte anstoßen: Fahrerlose Transportsystem (FTS) und intelligente Behälter auf den Weg schicken, Maschinen und Anlagen mit den richtigen Spezifikationen versorgen oder Mitarbeiter in der Montage über Anweisungen auf der Datenbrille anleiten.
Dem JIS-System kommt dabei die Rolle des Masterminds zu. Es organisiert den Datenaustausch zwischen Hersteller und Zulieferer und adressiert die nachgelagerten Systeme und Devices. Es bildet somit den gesamten Prozess von Produktion, Montage und Logistik ab. Das setzt ein offenes, ganzheitliches und zuverlässiges JIS-System voraus, das unterschiedliche Protokolle und Formate verarbeiten kann und an das sich auch Maschinen und Anlage anbinden lassen. Je flexibler die Software ist, desto besser können Produktionsanlagen mit allen notwendigen Daten versorgt werden. Flexibel bedeutet in dem Fall, dass die Lösung nicht an spezielle Formate gebunden und eine Integration von Smart Devices jederzeit möglich ist. Die Übermittlung einzelner Produktionsaufträge per EDI (Electronic Data Interchange) gelingt demnach unabhängig davon, welches individuelle (Sonder-)Format oder welche Implementierung ein Hersteller nutzt. Das Ergebnis ist ein hybrider Ansatz, der Edge, Fog und Cloud Computing mit der zentralen Serverlandschaft im Unternehmen kombiniert und die Software für alle Branchen – ob Automotive, Fertigung oder Maschinen- und Anlagenbau – nutzbar macht.
Da die Komplexität in den Branchen dennoch unterschiedlich hoch ist, sollte vor der Integration eines JIS-Systems eine Bestandsaufnahme über den gesamten Prozess erfolgen. Das bedeutet, dass von der Annahme der Lieferabrufe über die Verarbeitung der Aufträge im Shopfloor und der Abwicklung des Versandes bis zum Bezahlvorgang bzw. Gutschriftverfahren alle Prozessschritte daraufhin untersucht werden, welche Funktionen zentral im ERP-Standard und welche speziell im JIS-System abgebildet werden sollen. Eine hohe Abdeckung und Transparenz der Prozesse, die Konfigurierbarkeit des JIS-Systems und eine höchstmögliche Integration in ERP gehören dabei zu den Mindestanforderungen.